Was tatsächlich das Wahnsinnige an meiner „How I Met Clint Eastwood“-Geschichte ist – ich habe mich vor meiner Abreise an verschiedenen Stellen um ein Interview mit ihm bemüht. Eine Antwort kam leider bis zum heutigen Tag keine. Bei meinem Kalifornien-Road-Trip im Sommer 2015 war mir allerdings wichtig, dass wir ein paar Tage im 4.000-Einwohner-Dorf Carmel by the Sea übernachten, da ich – wenn ich den Westernhaudegen schon nicht treffen kann – wenigstens das Eastwood-Feeling haben möchte. Für seinen Charakter, seine schauspielerische Arbeit und seine Rolle als begnadeter Regisseur, bewundere ich den US-Amerikaner, der im Italo-Western einer breiten Öffentlichkeit bekannt wurde, sehr. Die Eastwood-Witze sind mit Patric, meinem Mitreisenden, von Anfang der Reise bestens gelaufen. Er wurde zum sogenannten Running Gag. Was würde Clint Eastwood tun? Wie Eastwood ist dein Tag? Clint Eastwood holt uns hier schon raus! (wenn wir in einer unangenehmen Situation waren) etc. Bis zum gestrigen Tag ging das so weiter. Genauso auf der Whale Watching Tour, die wir gebucht hatten. Wir stellten uns bereits die Frage, welche Chance größer ist – einen Wal nahe am Boot zu sehen oder Clint Eastwood zu treffen. Mir war es jedenfalls wichtig, am letzten der drei Tage in der Küstenortschaft, in der das Hollywood-Raubein übrigens in den 80er Jahren Bürgermeister war, noch kurz die sogenannte Mission Ranch, ein Hotel und Restaurant, welches in Eastwoods Besitz ist, zu besuchen. Am ersten Tag in Carmel waren wir außer Gefecht gesetzt, den zweiten Tag verbrachten wir am Strand und wollten am Abend – wegen großer Müdigkeit – nicht mehr zur Ranch fahren. Und am dritten Tag haben wir sie vor unserer Weiterreise für zirka zehn Minuten besucht. Ich habe mir die Schafweide angeschaut, habe das WC benutzt (welches wahrscheinlich auch Clint Eastwood schon benutzt hat! 😉 ), und mir die Rezeption des Hotels angesehen. „How can I help you?“ wurde ich vom netten Rezeptionisten gefragt. Kurz dachte ich daran, ihn zu fragen, ob er weiß, wann und ob Clint Eastwood vorbei kommt. Lehnte aber dankend ab und macht mich mit Patric auf den Weg zum Auto, welches wir außerhalb er Ranch geparkt hatten. 15 Meter vor dem Eingangstor des Geländes bog plötzlich ein dunkler, riesiger Pickup aufs Gelände ein. Patric – fünf Schritte vor mir gehend – blickte starr ins Auto. Dann erkannte ich ihn. Es fuhr tatsächlich der 85-jährige Clint Eastwood im Wagen an mir vorbei. Ich schaffte es gerade noch die Hand zu heben und „Hi“ zu sagen. Sein typischer Westernblick erfasste mich, er hob ebenfalls die Hand und ein Cowboy-Hi kam zurück. Danach ist er ausgestiegen, es kam noch zu einem kurzen Wortwechsel (besser als Schusswechsel) mit Dirty Harry und er hüpfte wieder zurück ins Auto (seine neue, 50 Jahre jüngere Freundin schien es eilig zu haben) und machte noch schnell ein Foto mit mir. Natürlich mit dem typischen Blick. Meine verklärter Blick sei mir verziehen. Es war – und ist noch immer – eigentlich unfassbar. In einem Zeitfenster von 20 Sekunden haben sich unsere Wege gekreuzt. Unglaublich.
„I am not on this planet to try things without the risk of failure“ habe ich beim Versuch des Dalai Lama Interviews gesagt. Auch für Clint Eastwood galt das. Was allerdings hier passiert ist, zeigt mir, dass etwas nur unrealistisch ist, solange man es nicht versucht. Beharrlichkeit, Spürsinn und etwas Glück – und es gelingt. Auch wenn kein Interview zustande kam, ein Foto mit dem vierfachen Oscarpreisträger ist für mich eine unglaubliche Erinnerung an eine unglaubliche Geschichte mit unglaublichen Zufällen. Wie man hier das Wort „Zufall“ definiert, sei jedem selbst überlassen.