Die österreichische Journalistin Anneliese Rohrer ist seit vielen Jahren Beobachterin und Kommentatorin des politischen Geschehens. Sie sagt dabei selbst, ihr „Haus-, Hof- und Leibthema“ ist der Gehorsam, dem sie 2011 unter dem Titel „Ende des Gehorsams“ ein Buch widmete. Knapp ein Jahrzehnt später ist dieses Thema aktueller denn je.
An einem bewölkten Novembertag im „sanften“ Lockdown warte ich auf der Ottakringer Straße auf die Ankunft der 76-jährigen Journalistin. Ein weißes Auto parkt sich ein, die darin am Steuer sitzende Anneliese Rohrer gibt sich durch die Lichthupe zu erkennen. Nach einer kurzen Begrüßung nehmen wir mit großem Abstand voneinander im Café Ritter Ottakring Platz. An einem Tisch sitzt Anneliese Rohrer, am anderen sitze ich, am Tisch zwischen uns steht eine kleine Flasche Desinfektionsmittel. Sonst ist das Kaffeehaus leer, einzig der Ober Herr Andreas, der uns heute extra aufgesperrt und zum Glück auch die Heizung aufgedreht hat, sitzt im Nebenraum. Die Kameras und Mikrofone sind auf uns gerichtet und zeichnen das Gesagte auf. Es ist ein ausführliches Gespräch über den Gehorsam in unserer Zivilgesellschaft und im Journalismus während der Corona-Krise, über Rohrers „Demokratie-Fimmel“ und welchen Hintergrund ihr ganz persönlicher Ungehorsam hat.
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